Prognosen von gestern als Lernfeld für morgen
Mit schweizerischer Präzision sezierte Prof. Hansruedi Müller seine Thesen der 1. Walser Dialoge: „Der Ferientourismus lebt im Gegensatz zum stark aufkommenden Städtetourismus vom Attraktionsgefälle zwischen dem Alltags- und dem Ferienumfeld. Es geht um das erlebbar machen vermarktbarer Top-Attraktionen. Das war in den 90er Jahren so und ist heute immer noch so!“ Letztendlich bedeutet Erlebnis-Inszenierung, „die Kunst auf den Bauch zu zielen und dabei die Brieftasche zu treffen.“ „Vieles ist in den vergangenen Jahren geschehen, große Fehler wurden vermieden aber bei einigen wichtigen Strukturprojekten hätte ich dem Kleinwalsertal mehr Mut gewünscht“, ergänzte Dr. Jakob Edinger, einer der wichtigsten Tourismusberater Österreichs, ebenfalls ein Pionier der Dialoge. Der engagierte Investor bzw. Betreiber mehrerer gesundheitsorientierter Ferienhotels blickte zurück auf bereits 1973 und 1992 erstellte Tourismusleitbilder für das Kleinwalsertal und behandelte eingehend die wichtigsten Zukunftsfragen der Tourismuswirtschaft im Alpenraum.
Die neue Generation des modernen Destinationsmanagers repräsentierte Mag. Christian Schützinger, amtierender Geschäftsführer von Vorarlberg Tourismus in Bregenz. „Die Anforderungen an Tourismusorganisationen haben sich in den letzten 15 Jahren stark gewandelt: vom örtlichen Verschönerungsverein über regionale Werbekooperationen bis hin zu strategisch gemanagten Tourismusstandortagenturen. Den Hintergrund zu diesem Wandel bilden freilich verschärfter Wettbewerb, geändertes Urlaubs- und Reiseverhalten sowie soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklungen in den Herkunftsmärkten. Der Gast will mehr in immer kürzerer Zeit!“
Den touristischen Trends aus Sicht der Urlaubsnachfrage spürt Prof. Martin Lohmann unter anderem als Leiter der „Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen“ hinterher. Der renommierte Professor an der Universität Kiel beschäftigt sich seit vielen Jahren als Marktforscher und Psychologe mit dem Tourismus der Deutschen. Nach seinen umfangreichen Analysen sind die touristischen Trends seit vielen Jahren bemerkenswert stabil. In der langfristigen Betrachtung ergeben sich jedoch vielfältige Herausforderungen und Chancen für den Tourismus in den Alpen. Oberste Priorität für das Handeln der Tourismusanbieter sollten die Erhöhung der Destinationsbekanntheit, die Präsenz in Medien sowie die Pflege des Markenkerns genießen.
Das sehr fachkundige Publikum aus Vorarlberg und dem Allgäu zeigte sich überwiegend sehr begeistert von Inhalt und Präsentation der Referate. Auch die einheimischen Hoteliers beteiligten sich intensiv an den spannenden Diskussionen im Foyer und im Ifensaal. Einhelliges Fazit: Eine hochwertige Veranstaltung, die viele Impulse über den Tag hinaus setzt. Die abschließende Podiumsdiskussion verlief sehr lebhaft mit viel Lob an die Referenten sowie die Organisatoren der Raiffeisen Stiftung. Dr. Karl Waltle, glänzend vorbereiteter Moderator der 15. Kleinwalsertaler Dialoge, zum Abschluss: „Wir werden uns auch in den nächsten Jahren sehr bemühen, bürgernahe Themen zum Inhalt dieser auch über die Talgrenzen hinaus beachteten Tagung zu machen.“